Chronik

der Freiwilligen Feuerwehr Scherstetten e.V.

 

Gründung

Am 28. Juni 1875 fanden sich ca. 30 Scherstetter Männer, unter Leitung von Bürgermeister Xaver Treutwein und Lehrer Xaver Lipp, zusammen. Als Gast war der Feuerwehrkommandant Josef Hartung von Hiltenfingen anwesend.

Nach einstimmigem Beschluß der Anwesenden wurde die Freiwillige Feuerwehr Scherstetten gegründet und es wurden die Statuten der Turner und Feuerwehr Hiltenfingen übernommen, wobei die Paragraphen, die das Turnerwesen betreffen, ausgeschlossen wurden.

Die anschließende Wahl brachte folgendes Ergebnis:

 

Vorstand: Treutwein Xaver
Kommandant: Doldi Sebastian
Kassierer: Weber Gregor
Schriftführer: Lipp Xaver
Zeugwart: Bresele Georg

 

 

 

Die Gründungsmitglieder waren:
(in alphabetischer Reihenfolge)

Babdischt Lutz
Bauer Andreas
Bauer Franz
Bichler Karl
Deschler Alois
Einsiedler Josef
Fischer Andreas
Fischer Johann
Fischer Josef
Fischer Peter
Gaßner Andreas
Haider Georg
Holzmann Adam
Knöpfle Jakob
Meier Martin
Müller Josef
Müller Josef
Rieder Andreas
Schmid Andreas
Schmid Johann
Seidl Jakob
Seitz Leonhard
Treutwein Xaver
Wiedemann Franz
Wiedemann (Schustermeister)
Weinmeier Georg
Weismann Kaspar
Zech Hermann
Zech Johann
Zettler Wendelin

 



 

 

Das Gründungsprotokoll vom 28. Juni 1875

 

  protokoll1 klein  protokoll2 klein

 

 

Scherstetten, den 28.Juni 1875
 

Protokoll (übersetzung)
 

Die Errichtung einer Freiwilligen Feuerwehr in Scherstetten betreffend.
Persönlichkeiten:
Bürgermeister: Treutwein
Feuerwehrkommandant von Hiltenfingen: Hartung
Schriftführer: Xaver Lipp

 

Nach einstimmigen Beschluß der Anwesenden wird von
heute an, 28. Juni 1875 von einer Freiwilligen
Feuerwehr unter der Benennung
Freiwillige Feuerwehr Scherstetten gebildet.
Aufgrund einstimmigen Beschlußes werden die Statuten
der Turner und Feuerwehr Hiltenfingen als
Vereinsstatuten angenommen, mit der Bemerkung, daß
die, das Turnwesen berührenden Paragraphen vorerst
außer Gültigkeit bleiben.
Die hiermit stattfindende Wahl hat folgendes Resultat ergeben:
Vorstand: Treutwein Xaver
Kommandant: Doldi Sebastian
Kassierer: Weber Gregor
Schriftführer: Lipp Xaver
Zeugwart: Bresele Georg
_____________________________________________________
Vor dieser Zeit an ist über die Tätigkeit der Freiwilligen Feuerwehr

                                 nichts mehr bekannt.

 

 

Die Freiwillige Feuerwehr Scherstetten im Wandel der Zeit

 

Zur Gründerzeit im Juni 1875 war die Freiwillige Feuerwehr Scherstetten mit folgender Ausrüstung ausgestattet.

- Saug- und Druckspritze
Anstelleiter mit Stützstangen
12 Stück Messinghelm
100 m Schlauch mit Normalgewinde

Damals setzte sich die Feuerwehr aus drei Gruppen zusammen, welche Steigermannschaft, Spritzenmannschaft und Ordnungs- oder Wachmannschaft genannt wurden.
Die Steigermannschaft hatte sich in erster Linie um den Zugang zur Brandstätte zu kümmern. Sie waren zu diesem Zweck mit Beilen und Leitern ausgerüstet. Die zahlenmäßig größte Gruppe war die Spritzenmannschaft. Sie war für die Wasserversorgung verantwortlich, legte die Schlauchverbindungen und bediente die Löschmaschine. Die Ordnungs- oder Wachmannschaft sicherte den Zugang zum Brandplatz. So wird von dem damaligen Chronisten berichtet, daß die Freiwillige Feuerwehr Scherstetten am 25. Juli 1891 im Ganzen eine Truppe von 50 Mann war.
Die Freiwillige Feuerwehr hielt zu dieser Zeit im Frühjahr und im Herbst zwei bis dreimal ihre Übungen ab. Da der Großteil der Bevölkerung in der Landwirtschaft und im heimischen Handwerk tätig war, welche eine 6 – Tage – Woche und je einen 12 – 14 Stundentag absolvieren mußten, konnten die Übungen nur am Sonntag abgehalten werden. Sie wurden dann jeweils vor oder nach dem Kirch- oder Stallgang abgehalten.
Aus früheren Brandberichten ist auch zu ersehen, daß meistens ganze Öknomiegebäude, mit Strohdächern, total niederbrannten. War es Unvorsichtigkeit, vereinzelt auch Blitzeinschläge, oder manchmal wurde auch Brandstiftung vermutet.
Bei Ausbruch des Feuers alarmierte man die Feuerwehr zu dieser Zeit mit Feuerrufe, Kirchenglockengeläut oder dem Hornisten.
Das Löschwasser wurde damals vor allem mit Güllefäßer aus der nahen „Schmutter“ oder dem hauseigenen Brunnen entnommen. Erstmalig um 1908 wurde in einem Brandbericht ein Hydrant erwähnt. So wie heute, so war es damals auch schon eine große Gefahr, wenn anliegende Gebäude in Mitleidenschaft gezogen wurden. Dafür sind schon in früheren Zeiten die umliegenden Feuerwehren wie Mittelneufnach, Konradshofen, Grimoldsried und Schwabegg zum Einsatz gerufen worden.
Erwähnenswert ist, daß 1879 Pfarrer Rechenmacher und 1909 Pfarrer Neureuter zu Ehrenmitglieder der Freiwilligen Feuerwehr Scherstetten ernannt wurden. Die örtlichen Geistlichen unterstützten den Verein und nahmen auch am Vereinsleben wie z.B. Versammlungen teil, was aus einigen Aufzeichnungen hervorgeht.
Über die Vereinsbeiträge wird von den Chronisten berichtet, daß 1879 keine Beiträge erhoben wurden, da noch ein Überschuß von den vorherigen Jahren vorhanden war. Auch wird berichtet, daß im Jahre1922 der Beitrag von 1,50 Mark auf 3 Mark jährlich und im Jahre 1923 sogar von 3 Mark jährlich auf 40 Mark halbjährlich angehoben wurde.
Die ständige Modernisierung der Feuerwehr machte auch vor der Freiwilligen Feuerwehr Scherstetten nicht halt. Erwarb die Wehr 1949 noch eine gut gebrauchte Saug- und Druckspritze von der Schwabmünchner Wehr, so wurde 1952 dann ein Tragkraftspritzenanhänger (TSA) der Marke „Ziegler“ mit der ersten Motorspritze in den Dienst der Freiwilligen Feuerwehr gestellt, welche dann 1953 enorm zum Einsatz kam, als die Schmutter in einem noch nicht dagewesenem Ausmaß über die Ufer trat und die Freiwillige Feuerwehr alle Hände voll zu tun hatte, die Anwohner der Schmutter in Sicherheit zu bringen.
Im Jahre 1967 nahm dann ein Tragkraftspritzenfahrzeug (TSF) der Marke Ford mit einer Motorspritze 8/8 der Marke „Bachert“ den Dienst in der Wehr auf. Zudem bekam die Scherstetter Wehr eine Alu-Drehleiter der Marke „Bachert“, welche bis zum heutigen Tage im Dienste der Wehr steht. Das TSF leistete wertvolle Dienste in unendlich vielen Übungen und leider auch zahlreichen Einsätzen.

Nach 30-jähriger Dienstzeit wurde im Dezember 1998 unser altes Feuerwehrauto durch ein neues „TSF –W“ abgelöst. Unser neues Fahrzeug wurde dann am 30. Mai 1999 feierlich durch Herrn Pfarrer Danner eingeweiht und durch Vertreter der Inspektion und Industrie seiner Bestimmung übergeben .

 

                                      Die Fahrzeugweihe am 30. Mai 1999

Autoweihe2

                                                                                                                                                                                                                                                                                                          (von links) Kreisbrandmeister Xaver Weber, Kommandant Karl Heckl, Bürgermeister Erich Höß, Kreisbrandrat Georg Anzenhofer, Kreisbrandinspektor Karl Steingruber und die Fahnenabordnung der Scherstetter Feuerwehr

 

Zu guter letzt gibt es noch eine Besonderheit in der Freiwilligen Feuerwehr Scherstetten, was auch heute noch nicht alltäglich ist. Das sind unsere aktiven Feuerwehrdamen, welche 1999 schon auf ihr 10-jähriges Bestehen zurückblicken können.
Als Anfang Dezember 1988 beim alljährlichen Kameradschaftsabend der Freiwilligen Feuerwehr einige Frauen der Feuerwehrmänner gefragt wurden, ob sie Interesse am aktiven Dienst in der Wehr hätten und daraufhin keine große ablehnende Stimmung ihrerseits aufkam, wurde die Aufnahme der besagten Frauen in die aktive Wehr natürlich sofort vertraglich festgehalten.

 

 vertrag klein

 

Anfangs wurden die Feuerwehrfrauen natürlich von ihren

männlichen Kameraden belächelt. Diese mußten aber recht
schnell erkennen, daß die aktiven Frauen in der Wehr auch ihren „Mann“ standen. Schon im 2. Jahr legten sie das Leistungsabzeichen in Bronze mit Erfolg ab und sind seit 1999 im Besitz des Goldenen Abzeichens.
Mittlerweile sind die Frauen in der Wehr voll integriert. So beteiligten sie sich 1997 erstmalig an der Inspektion, welcher sich die Freiwilligen Feuerwehren alle 3 Jahre unterziehen müssen.

  

                                              Die aktiven Feuerwehrdamen
                                  der Freiwilligen Feuerwehr Scherstetten

 

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                                                                                                                                                                                                                                                                                      (von links) Müller Kornelia, Knöpfle Anneliese, Höß Georgine, Geislinger Georgine, Martin Sabine, Schmid Karin, Heckl Gertrud, Appel Gisela, Klaus Beate, Weidl Annemarie und Wiedemann Karina